Möwe spiegelt sich im Wattenmeer, Titelbild des Projekts Küstenwandel
Hokkaidokürbisse und Äpfel in Holzkisten

Die erste Wahl!

Beim Einkaufen können wir auf regionale oder weniger weit gereiste Lebensmittel achten, am besten aus ökologischer Produktion, denn diese haben die beste Ökobilanz.

Reif geerntet und voller Vitalstoffe ist saisonales Obst und Gemüse an Frische und Geschmack nicht zu übertreffen. Wegweiser zu hiesigen Lebensmitteln sind der „Regionale Einkaufskompass“ oder die „RegioApp“.

Natürlich wächst bei uns nicht alles und auch nicht rund ums Jahr. Aber selbst im Winter haben wir ein umfangreiches regionales Angebot: Wurzelgemüse, Kohl, Wintersalate oder Lageräpfel sind eine Bereicherung für jeden Speiseplan.

Und was ist mit Bananen, Ananas, Mango und Co.? Hier müssen wir nicht komplett verzichten, sollten uns jedoch für einen fairen und achtsamen Genuss entscheiden.

Fleischlos glücklich?!

Der weltweit wachsende Appetit auf Fleisch und tierische Produkte und die damit verbundene Massentierhaltung zerstört unsere Ökosysteme. Zusätzlich fördert ein hoher Fleischkonsum Ungerechtigkeit. Für viele Menschen in ärmeren Regionen bedeutet er Hunger und Armut, da große Mengen Getreide und Soja an Tiere verfüttert werden. Dies geschieht in Konkurrenz zur deutlich effektiveren direkten Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel für die menschliche Ernährung.

In den Industrienationen haben zudem viele Menschen gesundheitliche Probleme durch Fleisch im Überfluss. Hier wäre für alle weniger mehr!

Wenn wir den Verzehr von Fleisch und tierischen Produkten erheblich reduzieren, könnte eine geringere Anzahl Tiere artgerechter und umweltfreundlicher gehalten und zu fairen Preisen vermarktet werden. Das schließt ein, sich häufiger vegetarisch und vegan zu ernähren. Die pflanzliche Küche ist vielfältig, gesund und hat viel mehr zu bieten, als mancher denkt.

Und was ist mit Fisch?

Fisch ist eigentlich ein Luxusgut für seltenen Genuss, denn die Meere sind weltweit überfischt. Nicht durch die küstennahen Betriebe, die seit Generationen vom handwerklichen Fischfang leben, sondern durch große Konzerne mit riesigen Fangflotten. Viele Fischbestände haben kaum eine Chance auf Erholung.

Auch Aquakulturen sind keine Lösung! Der Einsatz von Medikamenten ist sehr bedenklich und das Fischfutter stammt häufig ebenso aus den Meeren. Alternativ gibt es gesunde pflanzliche Lebensmittel, um unseren Nährstoffbedarf zu decken.

„Run“ an den Kochtopf!

Das große Angebot an Fertignahrungsmitteln bringt nicht nur eine Verpackungsflut mit sich, es gaukelt auch eine Vielfalt vor, die eigentlich keine ist. Unter großem technischen Aufwand verarbeitet die Nahrungsmittelindustrie billig angebaute Rohstoffe. Mit Zusatzstoffen versetzt und bunt verpackt, locken Tütensuppen und fertig panierte (Tofu-)Schnitzel.

Hochwertige unverarbeitete Lebensmittel finden bei vielen Käufern kaum noch Beachtung. Hier muss ein Umdenken stattfinden! Also weg vom Industriefood und zurück zum Ursprünglichen: Ausprobieren, selbst kochen und bewusst genießen.

Bewusst Essen gehen!

Das Angebot an nachhaltiger Gastronomie ist, mit wenigen Ausnahmen, in unserer Region leider noch nicht sehr ausgeprägt. Damit es künftig mehr wird, lohnt es sich bei Restaurants und Cafés gezielt nach regionalen, saisonalen und ökologisch produzierten Gerichten oder fair gehandelten Produkten zu fragen. Schließlich wollen wir auch außer Haus umweltfreundlich genießen.

 

Wegwerfgesellschaft?

Nicht zu rechtfertigende Lebensmittelverschwendung findet bei der Produktion, im Handel und beim Verbraucher statt. Mit etwas mehr Überblick können wir bewusst dagegen steuern, indem wir nur das kaufen, was wir wirklich brauchen, vor dem Einkauf die Vorräte kontrollieren, auf Großpackungen verzichten und uns nicht von jedem Angebot verlocken lassen.

Für eine lange Haltbarkeit der Lebensmittel ist eine richtige Lagerung wichtig. Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass ein Produkt nicht mehr genießbar ist. Beim genauen Hinsehen, Riechen und Schmecken erkennen wir, dass die meisten Lebensmittel nicht in die Tonne müssen. Kreative Restever-wertung macht Spaß und spart Geld.

 

Reste sind das Beste! - Gemüsefrikadellen

Zutaten für 4 Personen:

  • 300 g Gemüsereste: Möhren, Zucchini, Paprika, Blumenkohl...
  • 1 kleine Zwiebel
  • 100 g Grünkernschrot
  • 250 ml Gemüsebrühe (ohne Geschmacksverstärker)
  • 3 EL Haferflocken
  • 6 EL Vollkornmehl
  • 1 TL milder Senf
  • 1 TL Kräutersalz
  • Pfeffer
  • Olivenöl für die Pfanne

Zubereitung:

Gemüse fein raspeln, Zwiebel klein schneiden. Grünkernschrot in der Gemüsebrühe kurz aufkochen, 10 Minuten quellen lassen und mit allen Zutaten vermengen. Mit Kräutersalz und etwas Pfeffer würzig abschmecken. Aus der Masse kleine, flache Frikadellen formen und in etwas Öl, von beiden Seiten, goldbraun anbraten.

Quelle: Susanne Balduff, RUZ Schortens

Ohne bitte!

Fast alles was wir kaufen, ist verpackt - vieles vollkommen überflüssig. Dabei kostet jede Verpackung Ressourcen und schadet der Umwelt. Auch die Papiertüte ist keine Alternative, da bei der Produktion viel Energie, Wasser und Chemikalien eingesetzt werden. Wenn schon Verpackung, dann diese möglichst lange nutzen bzw. weiterverwenden. Beim sogenannten „Upcycling“ wird zum Beispiel aus scheinbar Nutzlosem etwas Brauchbares.

Einkaufen ohne Müllberge kann so funktionieren: Auf unverpackte Lebensmittel achten und Stoffbeutel, Vorratsbehälter oder Gläser mit Schraubdeckel mitnehmen. Auch an der Wurst- und Käsetheke, soweit es möglich ist, auf Verpackung verzichten. Besondere Unterstützung verdienen sogenannte Unverpackt-Läden, da sie echte Pionierarbeit leisten, was die Beschaffung unverpackter Waren angeht.

Wer Leitungswasser trinkt, spart Plastikflaschen und LKW-Kilometer für den Transport von Getränkekisten. Unterwegs hilft die Refill-Initiative, bei der bereits mehrere Geschäfte und Institutionen in unserer Region mitmachen. Hier werden mitgebrachte Trinkflaschen kostenfrei mit Leitungswasser aufgefüllt.

Erkennbar sind die Teilnehmer an dem Refill-Aufkleber an Fenstern oder Türen. Das Projekt ist ehrenamtlich organisiert. Es soll aktiv helfen, dem Plastikwahnsinn ein Ende zu bereiten und auf Verschmutzung durch Plastikmüll hinweisen. Also: Flasche nicht vergessen! Wer mitwirken will, kann sich unter www.refill-deutschland.de informieren.

Für den „Coffee to go“, bei dem man nicht an seinen eigenen Mehrwegbecher denken muss, gibt es Pfandbecher als Alternative zum klassischen Einwegbecher. Auch in unserer Region gibt es bereits Kaffeeläden oder Bäckereien, die eine nachhaltige Alternative zum Einwegbecher anbieten:

RECUP, das deutschlandweite und flächendeckende Pfandsystem für Coffee-to-go. Der RECUP-Pfandbecher ist die nachhaltige Alternative zum Einwegbecher, mit dem die „Coffee-to-go-Philosophie“ weitergelebt wird: Verfügbar, bequem und einfach – aber eben ressourcenschonend und mit gutem Gewissen! Alle RECUP-Ausgabestellen findet man in der kostenlosen RECUP-App oder online unter www.recup.de/app.

Gärtnern macht glücklich!

Gärtnern kann jeder und man braucht nicht einmal einen großen Garten. Kräuter, Salate, Obst und Gemüse lassen sich auf Balkon oder Terrasse in Töpfen, Kübeln, Eimern und Kästen anbauen. Im Winter wird die Fensterbank zum Standort für Sprossen und Keimlinge.

Für alle, die Lust an größeren Projekten haben, aber keinen eigenen Garten besitzen, gibt es Schrebergärten, die sich zur Gründung von Gärtnergemeinschaften anbieten, oder verschiedene Modelle der „Solidarischen Landwirtschaft“.

Pflücken und reinbeißen!

Streuobstwiesen bieten uns nicht nur leckeres Obst, sie sind zudem artenreiche Naturparadiese. Ob pflücken und reinbeißen erlaubt ist –bitte vorher erfragen! Wilde Beeren gibt es ebenfalls reichlich. Einfach beim nächsten Spaziergang eine Hand voll sammeln.

Auch Wildkräuter sind es wert beachtet zu werden. Diese wachsen auf Wiesen und am Wegesrand, sind gesund und köstlich und dürfen umsonst, aber achtsam gepflückt werden. Für Interessierte werden Kräuterwanderungen und -seminare angeboten.

Mehr dazu?!

 

Öl auf Leinwand, Ursula Bernsen, Gristede

Themen-Special: Discountware Tier - eine Bestandsaufnahme

Laut einer aktuellen Umfrage essen die Deutschen weniger Fleisch als noch vor einigen Jahren. Im "Ernährungsreport des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung 2020" gaben nur 26 Prozent (von rund 1000 befragten Personen) an, täglich Wurst oder Fleisch zu konsumieren. Dieser zunächst positiv erscheinende Trend, zeigt aber beim genauen Hinsehen nur eine Seite der Medaille. Denn der global vernetzte Markt von Fleisch und tierischen Produkten setzt auf Wachstum. Auch für Deutschland ist der Agrarsektor von großer wirtschaftlicher Bedeutung und somit fördert die Bundesregierung den Export von Agrargütern und die Erschließung neuer Märkte.

Die Corona-Krise ruft die massiven Missstände der verarbeitenden Fleischindustrie in unsere Gedächtnisse zurück. Ausbeuterische Arbeitsbedingungen und das Leid der Tiere sind nichts Neues, werden aber mehr oder weniger stillschweigend akzeptiert. Auf der einen Seite steht die Normalität der gesellschaftlichen Ansprüche, auf der anderen Seite die Realität der industriellen Produktion tierischer Lebensmittel. Beides ist völlig voneinander entrückt.

Die heutige Herstellung von tierischen Produkten ist ein hochkomplexes, globales System und genau das ist die Herausforderung oder Schwierigkeit, wo Politik, Produzent und Verbraucher Verantwortung übernehmen müssen. Wie sensibel das Thema ist, zeigen die öffentlichen Debatten und Schuldzuweisungen auf allen Ebenen. Eines ist klar: So kann es nicht weiter gehen. In gemeinschaftlicher Verantwortung eine zukunftsfähige, ökologisch und ethisch vertretbare Lösung zu finden, wäre das Ziel. Leider sind wir noch weit davon entfernt.

Dass Veränderungen notwendig sind, bestätigt die kürzlich von der Bundesregierung eingesetzte Kommission zur Zukunft der Landwirtschaft. Politiker, Landwirte, Wissenschaftler, Umweltverbände und Vertreter der Industrie sollen bis Mitte 2021 Empfehlungen erarbeiten, wie Landwirtschaft in Deutschland zukünftig betrieben werden soll.

 

Klare Fakten - vom Luxusgut zur Massenware!

Klare Fakten - vom Luxusgut zur Massenware!

In den vergangenen 60 Jahren hat sich die globale Fleischproduktion fast verfünffacht. Deutsche Unternehmen produzierten 2019 knapp 8 Millionen Tonnen Fleisch. Der inländische Fleischverzehr pro Kopf liegt derzeit bei ca. 60 kg. Die USA führt die Rangliste mit 120 kg pro Jahr an. Die Bürger der ärmeren Länder verzehren durchschnittlich 9 kg im Jahr. In Bangladesch liegt der Verzehr bei durchschnittlich 4 kg.

Weltweit leben rund 1,3 Milliarden Menschen von der Viehzucht. Die Mehrheit von ihnen lebt in Ländern des Südens. Sie halten einige Haustiere, meist Hühner, manchmal Rinder oder Schweine. In den Industrie- und Schwellenländern hingegen sinkt die Zahl der Tierhalter. In Deutschland gibt es systembedingt jedes Jahr weniger tierhaltende Betriebe. Stattdessen werden immer mehr Großställe beantragt, vor allem für Schweine- und Hühnerzucht. Verschiedene Faktoren, wie globaler Handel mit Agrarprodukten und Futtermitteln, automatisierte Produktionsmethoden, Lohndumping durch Werksverträge und Leiharbeit in großen Schlachthöfen (Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten dürfen ab Januar 2021 keine Werksvertragsarbeiter, ab April 2021 keine Leiharbeiter mehr beschäftigen, mit saisonalen Ausnahmeregelungen für die Fleischverarbeitung), große Transportkapazitäten, billige Dünge- und Futtermittel, niedrige Energiekosten und Subventionen machen die industrielle Tierhaltung und Massenproduktion, wie wir sie heute kennen, möglich.

Bild: Pixabay_samet ucaner

In Niedersachsen werden ca. 2,5 Mio. Rinder (davon etwa 840 Tsd. Milchkühe), ca. 8 Mio. Schweine, knapp 20 Mio. Legehennen, ca. 61 Mio. Masthähnchen und -hühner, ca. 9 Mio. Gänse, Enten und Puten und ca. 186 Tsd. Schafe und Ziegen gehalten. Die Landkreise Cloppenburg, Vechta und Emsland haben bundesweit die größte Dichte an Geflügel-, Schweine- und Rindermastbetrieben. Somit stammt jedes 3. Schwein und mehr als zwei Drittel der Masthühner aus niedersächsischen Mega-Ställen.

In den Schlachthöfen wird im Sekundentakt geschlachtet. Europas größter Geflügel-Schlachthof, im niedersächsischen Wietze, hat eine Schlachtkapazität von über 400.000 Tieren täglich. Die Fleisch- und Fleischwarenproduktion (primär Schweinefleisch, sowie Geflügel- und Rindfleisch) für den Export liegt derzeit bei 1,3 Millionen Tonnen. Deutschland ist weltweit der 3. größte Schweinefleischexporteur. Im ersten Quartal dieses Jahres erzielte das Schlachterei- und Fleischverarbeitungsgewerbe einen Umsatzrekord. Als Grund nannten die Statistiker einen Höchststand bei der Ausfuhr von Schweinefleisch nach China. Laut Geschäftsführer der Tönnies-Gruppe werden 52% ihrer geschlachteten Schweine exportiert.

Dabei landet nur knapp die Hälfte eines geschlachteten Tieres als Fleisch und Wurst bei den Konsumentinnen und Konsumenten und selbst hier wird noch viel weggeworfen. Die maximale Verarbeitung eines Tieres zum Verzehr ist nicht mehr zeitgemäß. Das, was wir nicht essen mögen, wird exportiert, mit Schlachtresten, den sogenannten tierischen Nebenprodukten zu Haustierfutter verarbeitet oder in der Chemie- und Düngemittelindustrie genutzt.

Wie fragil der Fleischmarkt ist, zeigen die aktuellen Entwicklungen bezüglich der Afrikanischen Schweinepest. Derzeit unterliegt deutsches Schweinefleisch einem Exportstopp in nicht EU-Länder. Die Exportsanktionen und die Corona-Regelungen in den großen Schlachtbetrieben haben dazu geführt, dass die Verarbeitung extrem heruntergefahren wurde. Auch in niedersächsischen Schweineställen stauen sich die Tiere und die Abnahmepreise sind gesunken. Trotz finanzieller Einbußen, haben diejenigen Betriebe einen klaren Vorteil, die nicht von der Abnahme großer Schlachthöfe abhängig sind, sondern lokale und regionale Produktionskreisläufe aufeinander abgestimmt haben.

Der wahre Preis!

Der wahre Preis!

Bild: Pixabay_Peter H

Die kritische Auseinandersetzung mit dem heutigen Agrarsystem ist unumgänglich. Die industrielle Massenproduktion hat längst ihre Grenzen überschritten und ist unter den derzeitigen Bedingungen nicht zukunftsfähig. Dies zeigt sich in aller Deutlichkeit durch massive Umweltschäden, soziale Ungerechtigkeit, Verletzung der Tierrechte und letztendlich auch durch gesellschaftsgesundheitliche Konsequenzen.

Klimaerwärmung
18 % der von Menschen verursachten Klimagase entstehen durch die Produktion tierischer Lebensmittel, mehr als durch Auto, Zug- und Flugverkehr zusammen. Wie kommt es dazu?
Für Weideflächen und Futtermittelanbau verschwinden die Wälder als wichtige CO2 Speicher und Sauerstoffproduzenten. Allein in Südamerika wurden in den letzten vier Jahrzehnten fast 40% des Regenwaldes gerodet. Bereits jetzt wird 1/3 der gesamten, globalen Landfläche für die Produktion tierischer Lebensmittel genutzt. Die Trockenlegung von Mooren und der Umbruch von Grünflächen zur Gewinnung von Ackerland setzt große Mengen des im Boden gebundenen Kohlendioxids frei. Hinzu kommen die Methan-Emissionen von weltweit 1,5 Milliarden Rindern. Methan ist ein Gas mit 20facher Klimawirksamkeit (gemessen an CO2) und wird bei den Verdauungsprozessen freigesetzt. Lachgas, was beim Abbau von Stickstoffdüngern und beim Gülleeinsatz entsteht, hat eine 300fache Klimawirksamkeit, gemessen am CO2. In diesem Zusammenhang wird das Rind häufig als „Klimakiller“ bezeichnet. Allerdings hat das Tier diese Schuldzuweisung nicht verdient, die menschenverursachte Situation sehr wohl.

Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft
Viele Tiere erzeugen viele Exkremente. Folglich gibt es mehr Gülle, als von den Böden und Pflanzen aufgenommen werden kann. Für die Vermittlung dieser Nährstoffüberschüsse sind Güllebörsen und Güllebanken zuständig. Der sogenannte „Gülletourismus“ boomt. Laut aktuellem Nährstoffbericht des Landes Niedersachsen liegt der Export flüssigen Wirtschaftsdüngers der Jahre 2018 und 2019 bei einer Rekordmenge von 3,38 Mio. Tonnen. Irrsinnigerweise wird auch importiert und Gülle aus dem benachbarten Ausland (wo noch weniger Fläche zur Verfügung steht) landet auf heimischen Böden.

Exkremente enthalten Stickstoff, den die Pflanzen zum Wachsen brauchen und in normaler Konzentration wichtig für das Ökosystem ist. Durch chemische Abbauprozesse entsteht u.a. Nitrat. Von den Pflanzenwurzeln nicht aufgenommenes, überschüssiges Nitrat wird ausgewaschen und gelangt in tiefere Bodenschichten bis ins Grundwasser. Wie viel auf die Böden gelangen darf, was und wann nicht erlaubt ist, regelt die neu überarbeitete Gülle- und Düngeverordnung, die kürzlich in Kraft getreten ist und bis Januar 2021 vollständig umgesetzt werden soll.

Bild: Pixabay_jestermaroc

Nach Angaben der EU-Kommission kommt Deutschland in der Europäischen Union auf die zweithöchste Nitratkonzentration im Wasser, die vorwiegend auf landwirtschaftliche Quellen wie Gülle, Mist und Gärreste aus Biogasanlagen zurückzuführen ist. Und laut Bundesministerium für Umwelt weisen in Deutschland 17,7 Prozent der Grundwasser-Messstellen (oberflächennahes Grundwasser) des repräsentativen EUA-Grundwassermessnetzes (Messnetz für die Berichterstattung an die Europäische Umweltagentur) Nitratgehalte über dem Schwellenwert von 50 mg je Liter auf, 17,3% der Messstellen ergeben einen Wert zwischen 25-50 mg/ I. Die Belastungsschwerpunkte mit über 50 mg/l Nitrat treten dabei vor allem in Regionen mit hoher Tierdichte, wie beispielsweise südlich von Oldenburg auf.

Unser Trinkwasser stammt aus Trinkwasserförderbrunnen mit einer Tiefe von 60-130m und ist laut OOWV für unsere Region (FRI, WTM, WHV) in einem guten chemischen Zustand. Was den Wasserwerken große Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass unser derzeitiges Trinkwasser 30-100 Jahre alt ist und das sogenannte „junge Grundwasser“ aus den oberen Bodenschichten, also unser zukünftiges Trinkwasser stark belastet sein wird. Gelangt zu viel Nitrat und Phosphor (aus Mineraldünger) in die Meere und Flüsse, ist Sauerstoffverarmung und Algenvermehrung die Folge. Besonders in Küstennähe leidet die deutsche Nordsee unter einer hohen Eutrophierungsbelastung (Nährstoffanreicherung). Vor den Mündungen der Ems, Elbe und Eider, sind hohe Nitratkonzentrationen messbar, die zur offenen See abnehmen.

Durch die Zersetzung von Gülle entsteht zudem Ammoniak, wobei hohe Konzentrationen die Atemluft belasten. Ein erheblicher Teil der Feinstaubkonzentration in der Atmosphäre ist auf die intensive Landwirtschaft zurückzuführen.

Der vielfältige Verlust der Arten
Eine Landwirtschaft mit massivem Einsatz von Pflanzengiften (Pestizide) und der Schwund der Ökosysteme sind die größten Faktoren für das weltweite Artensterben der wildlebenden Tiere. Vor allem Ökosysteme mit besonders hoher Biodiversität sind betroffen, denn Viehweiden und Äcker für Futtermittel entstehen vorrangig in den artenreichsten Regionen unserer Erde, den tropischen Regenwäldern. Aber auch in Europa gibt es einen massiven Rückgang der Artenvielfalt was auf nicht nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, Versiegelung von Böden und Umweltverschmutzung zurückzuführen ist.

Selbst die Nutztiere sind betroffen. Da Tiere nach Gesetzen des Profits gezüchtet werden, haben hochproduktive Zuchttiere alte Rassen ersetzt. „Das Ross 308“ ist das beliebteste Masthähnchen der Welt und ist nach ca. 40 Tagen schlachtreif. Gezüchtet wurde es von der weltweit marktführenden EW-Group, die in familiärer Verbindung zu Wiesenhof (PHW-Group) steht.

Bild: Pixabay_Pezibear

Getreide und Soja als Tierfutter
Von der gesamten Weltgetreideproduktion (Reis, Weizen, Mais, andere Getreidesorten) werden ca. 35 % direkt an Tiere verfüttert. Nur ca. 47 % stehen uns Menschen als Lebensmittel zur Verfügung, die restlichen ca. 18 % dienen der Energiegewinnung. Mit der derzeitigen Weltgetreideernte könnten 10 Milliarden Menschen ernährt werden. Für die Produktion von 1kg Rindfleisch sind durchschnittlich 8kg Vollgetreide und 16000l Wasser notwendig (Mengenangaben können variieren durch Unterschiede in der Haltungsform). Die weltweite Sojaernte dient sogar zu 80 % der industriellen Tierfütterung.

Das Land wird knapp
Deutschland importiert rund 26% eiweißhaltige Futtermittel, vorrangig als Soja aus Südamerika und den USA. Laut statistischem Bundesamt wird für die deutschen Soja-Importe eine Fläche von rund 2,3 Millionen Hektar in den Anbauländern benötigt, was knapp die Hälfte der Fläche Niedersachsens entspricht. Auf 10 Millionen Hektar, etwas mehr als die Hälfte aller landwirtschaftlich genutzten Flächen Deutschlands, wird Futter für unsere Nutztiere erzeugt.

Bedingt durch Klimawandel und landwirtschaftlicher Übernutzung werden Flächen unbrauchbar. Die Folgen sind Verödung und Verwüstung. Der Sonderbericht des Weltklimarates von 2019 Climate Change and Land verglich über tausend Studien miteinander und kommt zu einem klaren Ergebnis: Landknappheit, hoher Fleischkonsum, Rodungen und Umweltkatastrophen sind mit der Klimakrise verbunden und bringen unausweichlich soziale Auswirkungen mit sich. Wer es sich leisten kann, kauft Land. Das sogenannte Land Grabbing (Landraub) beschreibt den Aufkauf wertvoller ausländischer Agrarflächen in Entwicklungsländern. Reiche Nationen sichern somit ihren Eigenbedarf an Nahrungsmitteln, Wasser und Energie. Die Güter werden aus dem Anbauland exportiert, Land und Menschen ausgebeutet.

Export von Hähnchenteilen und Milchpulver
Europäisches, für den Export subventioniertes, tiefgefrorenes Hähnchenfleisch ist in Afrika so billig, dass die afrikanischen kleinbäuerlichen Produzenten nicht mithalten können, denn die eingeführte Ware kostet im Durchschnitt die Hälfte. Überschüssige Milch wird seit vielen Jahren zu Milchpulver verarbeitet. Heute ist der Export dieser Überschüsse ein boomender Agrarsektor der EU. Die Milchschwemme aus Europa trägt dazu bei, dass die Existenzgrundlagen vieler Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländer bedroht sind.
Auch in Deutschland und Europa leiden die Rohstofflieferanten unter dem konkurrierenden Welthandel mit Milchprodukten und dem Agieren weniger großer Molkereien auf dem Markt. Der Preisdruck führt zur weiteren Industrialisierung der Milchviehhaltung und gleichzeitigem Sterben kleinbäuerlicher Kuhhaltungsbetriebe.

Eine Frage der Haltung!

Eine Frage der Haltung!

Jedes Tier, bevor es auf dem Teller landet, muss zur Schlachtbank. Aber wie geht es dem Tier davor? Wo fängt Tierquälerei an? Obwohl Tierschutz in Deutschland im Grundgesetz verankert ist, sieht die Realität in den Tierfabriken vielerorts anders aus. Industrielle Tierhaltung und Schlachtung sind anonym und die Information über grausame Zustände, haben wir in der Regel mutigen Tierschützern und Umweltorganisationen zu verdanken.

Derzeit erarbeitet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein Konzept für mehr Tierwohl und einem staatlichen Tierwohlkennzeichen, das zunächst für Schweinefleisch eingeführt wird. Es sollen diejenigen unterstützt werden, die in der Nutztierhaltung für mehr Tierwohl sorgen und Produkte kennzeichnen, die über den gesetzlichen Vorgaben stehen. Die Umsetzung erfolgt in drei Stufen und ist freiwillig. Einem Mastschwein steht per Gesetz derzeit eine Fläche von 0,75m2 zu. Die erste Stufe des Tierwohl-Labels schreibt 0,9 m2 vor, die zweite Stufe 1,1m2 und die dritte Stufe 1,5m2 vor.

Ein vierstufiges Haltungsform-Label ist seit ab April 2019 auf abgepackten Fleischwaren verschiedener Discounter und Supermärkte zu finden. Dieses Label gibt Auskunft über die Art der Stallhaltung, beinhaltet aber keine Information zur Gesundheit, zum Transport und zur Schlachtung der Tiere. Entwickelt wurde diese vierstufige Kennzeichnung von der Initiative Tierwohl, einem Zusammenschluss der Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und des Lebensmitteleinzelhandels.

 

Bild: Pixabay_pexels

Ob industrielle Zuchtanlagen, industrielle Tiermast, Schlachtbetriebe und die derzeitigen Tiertransporte überhaupt annähernd artgerecht sein können und man in diesem Zusammenhang von „Tierwohl“ sprechen kann, bezweifeln nicht nur Tier- und Umweltschutzorganisationen. Aus der Sicht von foodwatch tragen die Tierwohl Label und Empfehlungen nicht dazu bei, die gravierenden Missstände in der Nutztierhaltung zu ändern bzw. eine umweltschonende Landwirtschaft zu fördern, da die Export-Fixierung der deutschen Agrarindustrie nicht diskutiert und in Frage gestellt wird.

Ende 2021 soll in Deutschland das längst überfällige und seit Jahren hinausgezögerte Gesetz zum Verbot des Tötens (Vergasen, Schreddern) von frischgeschlüpften männlichen Küken in Kraft treten. Die Umsetzung setzt voraus, dass neu entwickelte, ethisch vertretbare Verfahren zur Früherkennung des Geschlechts verpflichtend und umgehend eingesetzt werden. Warum es kein gemeinschaftliches europäisches Gesetz gibt, bleibt fragwürdig. Mit Änderung des Tierschutzgesetzes von 2013 bezüglich der Kastration von Ferkeln ohne Betäubung, dürfen nach jahrelang hinausgezögerten und verlängerten Übergangsfristen ab dem 1. Januar 2021 Ferkel in Deutschland nur noch unter wirksamer Schmerzausschaltung kas­triert werden.

Gemäß dem europäischem Recht ist das routinemäßige Kupieren von Schwänzen verboten. Tatsächlich wird in den meisten EU-Mitgliedstaaten nach wie vor flächendeckend kupiert. Ein 2018 beschlossener Nationaler Aktionsplan mit Rechtsvorgaben zu Optimierungsmaßnahmen soll dem Ausstieg aus dem routinemäßigen Kupieren dienen. Dieser Plan verpflichtet Betriebe eine Unerlässlichkeit des Kupierens darzulegen und eine Risikoanalyse im Hinblick auf Schwanz- und Ohrenverletzungen durchzuführen, so wie geeignete Optimierungsmaßnahmen einzuleiten. Ob die Optimierungsbemühungen zu einer Rückläufigkeit führen, ist derzeit nicht erkennbar.

Täglich leiden Tiere auf den Transporten zu Mastbetrieben und Schlachthöfen. Die EU-Transport-Verordnung Deutschland soll den Schutz der Tiere sicherstellen, aber die Bestimmungen der Verordnung reichen nicht aus, um das Leid der Tiere zu verhindern, zudem werden die Vorgaben häufig missachtet. Eine umfangreiche Überarbeitung der Transport-Verordnung ist dringend erforderlich. Ein kleiner Lichtblick: Nach Bayern, Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen folgt nun auch Niedersachsen mit einem Exportstopp in Drittländer (außerhalb der EU), da die Vorgaben der EU-Transportverordnung nicht bis zum Ziel eingehalten werden können.

Gesundes Fleisch?

Gesundes Fleisch?

Bild: Pixabay_karamo

In Deutschland wird durchschnittlich mehr als das doppelte an Fleisch und Wurstwaren verzehrt, als laut DGE gesundheitlich unbedenklich wäre (Milchprodukte nicht mit berechnet). Viele Studien weisen darauf hin, dass der übermäßige Konsum tierischer Nahrungsmittel eine komplexe Belastung für den Organismus darstellt und an der Entstehung verschiedener Zivilisationserkrankungen beteiligt ist. Hierbei sind nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität (Haltungsform, Futter, Schlachtung) und der Verarbeitungsgrad (Salz, Fett, Zusatzstoffe) der Produkte von Bedeutung.

Multiresistente Keime
Die Bedrohung durch die wachsende Anzahl der multiresistenten Keime steigt. Die Ursachen liegen im unsachgemäßen, zu häufigen und übermäßigen Medikamentengaben in der Humanmedizin sowie in der Tiermedizin. In der industriellen Tierhaltung, wo viele Tiere auf engem Raum stehen, können sich resistente Keime schnell verbreiten. Multiresistente Keime können bis zum Endprodukt Fleisch erhalten bleiben. Selbst auf Obst und Gemüse können resistente Bakterien (durch Gülledüngung) nachgewiesen werden.

Seit sechs Jahren gibt es in Deutschland ein Konzept (basierend auf der 16. Novelle des Arzneimittelgesetztes) zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes bei Masttieren. Statistisch sanken in Niedersachsen die tierärztlich abgegebenen Mengen Antibiotika (im Zeitraum von 2014 bis 2017) um 258 Tonnen (41%) und bundesweit um 500 Tonnen (40%). Derzeit liegen die bundesweit abgegebenen Mengen bei 670 Tonnen. Die signifikanteste Reduktion konnte bei Mastferkeln und Mastschweinen erreicht werden. Industrielle Massenproduktion von Billigfleisch ist ohne den Einsatz von Antibiotika nicht möglich. Wobei der Geflügelmast-Bereich der empfindlichste Bereich ist.

Einer aktuellen Studie von Germanwatch ist zu entnehmen, dass, 35% des deutschen Hähnchenfleischs mit resistenten Keimen gegen Reserveantibiotika belastet ist. Umweltverbände und Grüne fordern seit Jahren den nach wie vor viel zu hohen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung auf ein absolutes Minimum zu reduzieren und den Einsatz von Reserve-Antibiotika komplett zu verbieten, was mit einer grundlegenden Reformierung der industriellen Tierhaltung verbunden wäre.

Bedrohung Zoonosen
Übersetzt heißt Zoonosen “Tierkrankheit“. Erreger, die von Tieren stammen können auf Menschen übertragen werden. Die Lebensraumzerstörung von wildlebenden Tieren, der Handel mit Wildtieren und die Massentierhaltung erhöhen das Risiko von Zoonosen.

Bild: Pixabay_free foto

Mit oder ohne Gentechnik
Aufgrund ungeklärter Risiken für Gesundheit und Umwelt, lehnen die meisten Deutschen Gentechnik im Essen ab. Aber Verbraucher können keineswegs davon ausgehen, dass Lebensmittel immer „gentechnikfrei“ sind. Beim Kauf von konventionellen Tierprodukten, ist nicht auszuschließen, dass die Tiere zuvor mit importiertem, gentechnisch verändertem Soja gefüttert wurden, denn diesbezüglich besteht keine Kennzeichnungspflicht. Dass es auch „ohne“ geht, zeigen ökologisch arbeitende Betriebe und konventionelle Produzenten, die ihre Fütterung gezielt umgestellt haben.

Zukunftsalternativen aus dem Reagenzglas
Mosa Meat und Meatable in Holland, Impossible Foods und Beyond Meat in den USA, Supermeat in Israel mit Unterstützung von Wiesenhof (PHW Group) haben (neben weiteren Unternehmen) ein gemeinsames Ziel, sie arbeiten an der Entwicklung von Zuchtfleisch aus tierischen Stammzellen, dem sogenannten „Clean Meat“.

Die Botschaften jener Unternehmen lauten: Nachhaltige und klimafreundliche Produktion, ohne Tierquälerei und Massentierhaltung und genug Fleisch für eine wachsende Weltbevölkerung. Während beispielsweise der Tierschutzverband Peta, neben vielen anderen, die Forschungen unterstützt, betrachten Kritiker die technische Zuchtfleischerzeugung als einen weiteren Feldzug gegen die Gesetze der Natur. Da bislang nur theoretische Annahmen vorliegen, sei nicht sicher vorhersehbar, welche Auswirkungen In-vitro-Fleisch auf die Gesundheit und Umwelt hat.

Wer nicht auf den Geschmack von Fleisch und Wurst verzichten möchte, kann mittlerweile auf eine Vielzahl an pflanzlichen Fleischersatzprodukten zurückgreifen. Aus ökologischen und gesundheitlichen Gründen können Ersatzprodukte eine Alternative sein. Wie umweltfreundlich und gesund sie tatsächlich sind, ist abhängig von den Inhaltsstoffen, den beigefügten Zusatzstoffen, dem Verarbeitungsgrad und der Herkunft der Rohstoffe. In Deutschland liegt der Marktanteil etwa bei ca. 10% mit steigender Tendenz, interessanterweise sind große konventionelle Fleischproduzenten an der Spitze dieses neuen Marktes.

Zukunft Agrarwende!

Zukunft Agrarwende!

Bild: Susanne Balduff

Bereits 2009 wurde der Weltagrarbericht, für den über 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, im Auftrag der Weltbank und der UN, den Stand des Wissens über die globale Landwirtschaft und ihre Zukunft zusammenfassten, veröffentlicht. Die Inhalte des Weltagrarberichts sind bis heute die umfassendste Bestandsaufnahme der globalen Landwirtschaft und beschreiben die Unausweichlichkeit einer Veränderung des Systems. Modelle, wie eine solche agrarökologische Wende, mit weltweit regionaler und kleinbäuerlicher Landwirtschaft funktionieren kann, gibt es.

Die Rahmenbedingungen, Anreize, Regulierungen und Gesetze hierfür müssen auf politischer Ebene geschaffen werden. Empfehlungen in diese Richtung könnte beispielsweise die neugegründete deutsche Kommission Zukunft Landwirtschaft geben.

Wir haben es in der Hand
Allerdings haben wir Verbraucherinnen und Verbraucher eine ebenso große Verantwortung. Im Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist ebenfalls zu lesen, dass 47 % der befragten Personen auf jeden Fall einen höheren Preis für Lebensmittel bezahlen wenn es den Tieren eine bessere Haltung sichere. Das tatsächliche Einkaufsverhalten sieht allerdings anders aus, denn die große Mehrheit der Verbraucher greift zu Billigfleisch aus konventioneller Haltung bestätigen die Handelsketten. Die kostengünstigen Frischfleischeigenmarken der großen Supermarktketten stammen nach einer Abfrage von Greenpeace zu mehr als 80 % aus industrieller Intensivhaltung. Somit akzeptieren wir KonsumentInnen die jetzigen Bedingungen direkt durch unseren Einkauf.

Wertschätzendes und verantwortungsvolles Handeln bedeutet, die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu reflektieren, mit dem Ziel viel weniger Fleisch und tierische Produkte zu konsumieren, faire Preise zu bezahlen und ökologische und regionale Produktion zu bevorzugen. Also raus aus der Komfortzone und alte, liebgewonnene Gewohnheiten durch neue, bewusste Erfahrungen ersetzen! Wir wünschen uns mehr Transparenz, weniger Tierleid und umweltfreundlichere Produktion? Das bekommen wir nicht im derzeitigen System „Discountware Tier“.

 

Autorin: Susanne Balduff

Das Projekt „KÜSTENWANDEL“ wird gefördert durch: