Möwe spiegelt sich im Wattenmeer, Titelbild des Projekts Küstenwandel
Familie auf Wattwanderung spiegelt sich im Watt, Bild auf dem Kopf stehend

Mehrwegsysteme als Ersatz für Einweg bei ToGo und TakeAway

Ab 2023 werden Betriebe, die Essen oder Getränke zum Mitnehmen verkaufen, verpflichtet für deren Transport auch Mehrwegsysteme anzubieten. Mit dieser neuen Vorgabe möchte das Bundesumweltministerium erreichen, dass weniger Einwegverpackungen für Außer-Haus-Speisen nach nur kurzer Nutzungsdauer das Müllaufkommen in Deutschland weiter anwachsen zu lassen. Immerhin entstehen täglich ca. 770 Tonnen Verpackungsmüll.

Antje Baum von Projekt „Essen in Mehrweg“ des Landesverband Bremen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland informierte am Montag, 20.09. in einem Online-Vortrag über die aktuell gängigsten Mehrwegsysteme und den Erfahrungen der Betriebe und Kunden damit.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Systemen: Beim Individualsystem bringt der Kunde seine eigenen Behälter mit. Der Betrieb muss also keine Anschaffungs- und Reinigungskosten zahlen. Der Kunde trägt hierbei die Verantwortung für die Sauberkeit und Eignung des Behälters. Der Betrieb kann ein nicht geeignetes Behältnis aber auch ablehnen und somit nicht befüllen.

Bei Poolmehrwegsystemen leiht sich der Betrieb einen Satz Geschirr von einem Verleih-Unternehmen, wofür er eine Gebühr bezahlt. Dann wiederum leiht sich der Kunde den Behälter und bringt ihn nach dem Verzehr wieder zurück. Da die Reinigung des Behälters dann im Betrieb erfolgt, gibt es keine Hygieneprobleme. Vorteil ist auch, dass i.d.R. immer Geschirr vorrätig ist und der Kunde nicht an das Mitbringen von Gefäßen denken muss bzw. spontan Essen zum Mitnehmen kaufen kann ohne Einwegverpackungen nutzen zu müssen. Für die Ausleihe muss der Kunde entweder einen Pfandbetrag pro Behältnis bezahlen, den er bei Rückgabe zurückerhält oder er nutzt eine App, bei der er sich zuvor mit seinen Daten registriert.

Um Mehrwegverpackungen bei TakeAway zu fördern, muss das System den Betrieben Anreize bieten. Einige Kommunen bieten finanzielle Unterstützung bei der Einführung von Mehrwegsystemen. Entschieden sich mehrere Betriebe für das gleiche Pfandsystem, vermehrt dass die möglichen Rückgabestellen für den Verbraucher. Außerdem können die Kosten für Rückgabeautomaten oder ein gemeinsamer Spülservice geteilt werden.

Teller, Schüsseln und Getränkebehälter sind in verschiedene Größen erhältlich. Fast alle Systeme sind aus haltbarem und recyclingfähigem Kunststoff sowie eins aus Edelstahl. Die Systeme aus Kunststoff können zwischen 200 bis 1000 mal verwendet werden. Systeme aus Edelstahl sogar bis zu 3000 mal.
Viele Bremer Betriebe hatten zunächst Zweifel an der Einführung von Mehrwegpoolsystemen. Sie befürchteten Mehrkosten, einen erhöhten Arbeitsaufwand und eine Änderung ihres gewohnten Arbeitsablaufs. Zudem müssen die Behälter hygienisch gereinigt und gelagert werden. Rückblickend jedoch waren sie mit der Einführung der Systeme zufrieden, berichtete Antje Baum. Vor allem die Kunden mussten intensiv vom neuen Pfandsystem überzeugt werden. Die Höhe des Pfandbetrags bzw. die notwendige Registrierung per App führte zu vielen Diskussionen. Dennoch waren 86% der Kunden mit den Mehrwegpoolsystemen zufrieden. Es stellte sich außerdem heraus, dass ein ausschließliches Individualsystem kaum umsetzbar ist. Viele Kunden vergessen sich ein Gefäß mitzubringen. 73% konnten sich die Nutzung eigener Behältnisse für das Mitnehmen von Speisen und Getränken überhaupt nicht vorstellen.

Mehr Informationen über Mehrwegsysteme und den hygienischen Umgang mit diesen finden Sie hier:

Website Essen in Mehrweg
Video über Pfandpoolsysteme
Video über Hygiene mit Mehrwegpfandsystemen

Zurück

Das Projekt „KÜSTENWANDEL“ wird gefördert durch: