Möwe spiegelt sich im Wattenmeer, Titelbild des Projekts Küstenwandel
Familie auf Wattwanderung spiegelt sich im Watt, Bild auf dem Kopf stehend

Leckerbeck Öllje – eine kleine Ölmühle in Ostfriesland

Wer in Ostfriesland regional hergestelltes Öl sucht, wird in Blersum im Landkreis Wittmund fündig. Seit Ende 2018 betreibt Dr. Caroline Carsjens, unterstützt durch ihren Mann, nebenberuflich die Ölmühle Leckerbeck Öllje.

Bereits während ihrer Zeit als Biologie-Studentin beschäftigte sich Frau Carsjens mit Pflanzenfetten und Fettsäuren. Zusammen mit dem Interesse an frischen Lebensmitteln und gesunder Ernährung, entwickelte sich später die Idee der eigenen Herstellung von Pflanzenölen und deren Verkauf in der Region.

 

Aus der Region für die Region

Die von der Ölmühle verarbeiteten Ölsaaten werden in der Region produziert oder stammen aus ökologischem Anbau. „Raps und Lein kommen direkt aus Wittmund, regionaler geht’s nicht“, betont Frau Carsjens. „Lein lassen wir seit letztem Sommer von einem hiesigen Landwirt extra für die Ölmühle anbauen und auch dieser wird nicht gespritzt. Eine Bio-Zertifizierung in dem Bereich wäre jedoch sowohl für den Landwirt als auch für uns als Verarbeiter im Moment viel zu kostspielig.“

Direkt vom Feld und aus dem Mähdrescher gelangen die Samen zur Ölmühle. Um die letzten Reste Stroh, Spelzen und kleine Steinchen aus dem Saatgut zu entfernen, wird es in einer sogenannten Windsichte aufgereinigt. Getrocknet wird derzeit noch bei einem benachbarten Bauernhof. Künftig soll aber möglichst auch dieser Verarbeitungsschritt bei Familie Carsjens erfolgen.

Frisch und Gesund statt Industrieprodukt

Neben der Regionalität spielt die frische und schonende Verarbeitung der Öle eine große Rolle. Alle Leckerbeck Produkte sind laut Caroline Carsjens schonend verarbeitet: „Unsere kaltgepressten und unfiltrierten Öle sind die gesünderen Öle.“

„Besonders beim Leinöl merkt man den Unterschied der frischen Herstellung im Vergleich zu industrieller Ware. Der Geschmack des Öls wird viel angenehmer als üblich wahrgenommen und es enthält mehr ungesättigte Fettsäuren.“

"Mit dem Ziel der maximalen Ertragsteigerung werden industriell hergestellte Öle nicht selten hohen Temperaturen ausgesetzt, was zur Zerstörung vieler wertvoller Inhaltsstoffe führt“, erklärt Frau Carsjens.

 

So funktioniert es

Die Pressung der Saaten in der Ölmühle Leckerbeck Öllje ist ein rein mechanischer Vorgang. Die Saat gelangt in die Schneckenpresse, welche sich sehr langsam dreht. Ihr sehr dünner Ausgang sorgt dafür, dass im Inneren ein recht hoher Druck und auch Wärme entsteht, die jedoch 30°C nicht überschreitet. Durch kleine Löcher im sogenannten Seiher, tritt das Öl aus. „An sich ein simples Verfahren, welches bereits seit Jahrhunderten bekannt ist. Was früher jedoch nur mit Muskelkraft möglich war, funktioniert heute auf Knopfdruck elektrisch“, erläutert Frau Carsjens. Die übrigen Samenbestandteile kommen vorne aus der Presse als stäbchenförmiger Pressrückstand heraus. Insbesondere die Leinsamenreste werden z.B. als Tierfutter weiterverwendet, um die noch vorhandenen Proteine und Ballaststoffe sinnvoll zu nutzen.

 

Die Vielfalt machts

Für eine ausgewogene Ernährung, betont Frau Carsjens, sollte man verschiedene Öle verwenden: „Es braucht ein gutes Verhältnis von Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren. Oft ist es so, dass man ausreichend Omega 6 Fettsäuren aufnimmt, da diese z.B. im häufig verwendeten Sonnenblumenöl enthalten sind. Ein Mangel besteht eher bei den Omega 3 Fettsäuren, da sorgen Leinöl und Rapsöl für eine gute Balance."

"Abwechslung auf dem Speiseplan ist sehr wichtig, denn jedes Öl hat besondere Eigenschaften und Inhaltsstoffe, aber natürlich ist es auch Geschmackssache, welche Öle bevorzugt werden. Bei der vorhandenen Vielfalt an Speiseölen, lohnt es sich Auszuprobieren, um seine Favoriten zu finden.“

Nicht jedes Öl ist für hohe Temperaturen, also zum Braten oder Frittieren geeignet. Je höher der Anteil an ungesättigten Fettsäuren ist, umso hitzeinstabiler ist es. Jedes Öl hat seinen maximalen Erhitzungsgrad, welcher nicht überschritten werden sollte. Denn zu hohe Temperaturen können zur Spaltung der Fettsäuren und zur Bildung gesundheitsschädlicher Stoffe, wie Acrolein, führen.

„Leinöl“, sagt Frau Carsjens, „sollte gar nicht erhitzt werden. Das Besondere am Leinöl sind die vielen ungesättigten Fettsäuren. Am besten lagert man es im Kühlschrank, damit möglichst wenige chemische Reaktionen stattfinden.“ Ein weiteres Frische- und Qualitätsmerkmal von Leckerbeck Öllje Leinöl ist die eingeschränkte Haltbarkeit von maximal einem halben Jahr.

 

Vermarktung über kleine Geschäfte und Hofläden

Die Kunden der Ölmühle legen Wert auf frische und gesunde Lebensmittel, mit kurzen Verarbeitungs- und Transportwegen. Bis vor Kurzem war es nicht möglich, regional hergestelltes Pflanzenöl zu bekommen. Das Unternehmen füllt als einzige Ölmühle in Ostfriesland mit seinem Angebot eine wichtige Versorgungslücke.

„Bis das hiesige Öl seinen Weg zu den Verbrauchern fand, dauerte es seine Zeit“, erzählt Frau Carsjens. Mittlerweile kann man Leckerbeck Öllje in diversen Hofläden, Unverpacktläden und Reformhäusern zwischen Emden und Wilhelmshaven finden.

Für die Zukunft hat Caroline Carsjens weitere Pläne: „Es läuft ganz gut mit unserem kleinen Unternehmen und wir können darüber nachdenken, eine eigene Trocknungsanlage anzuschaffen und die Lagerung der Saat zu optimieren. Eine echte Bereicherung wäre eine Flaschenspülmaschine, so könnten die Ölflaschen wiederverwendet werden.“ Außerdem sollen zusätzliche Öle das Sortiment erweitern: „Toll fände ich noch ein Hanföl, den Hanf könnten wir sogar hier vor Ort anbauen lassen, sofern sich ein Landwirt dafür findet“, sagt Frau Carsjens.

Auch weitere Verarbeitungsmöglichkeiten ihrer Öle kann sie sich die Unternehmerin gut vorstellen, z.B. die Herstellung von eigenen Seifen. Hierfür probiert sie bereits Rezepte aus. Im Moment fehlt noch der Platz für die Umsetzung ihrer Pläne. Eine Anmietung von zusätzlichen Räumlichkeiten wäre erst rentabel, wenn der Kundenkreis von Leckerbeck Öllje noch deutlich wachsen würde.

 

Im Küstenwandel-Schaufenster von Leckerbeck Öllje findet ihr alle Kontaktdaten.

Bilder: Leckerbeck Öllje und RUZ Schortens

 

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