Lasst uns das Auto abschaffen
Ein Gastbeitrag von Knut Blancke von Dein Deichrad e.V.
Rede im Rahmen der KLIMAtour 2021 nach Dangast
Wenn Kinder eine Stadt malen, dann malen sie Häuser, Straßen und Autos. Was sie oft nicht malen sind Grünanlagen, Fuß- und Radwege. In unseren Köpfen herrscht eine eingefahrene Form der Mobilität. Wir empfinden es als normal, dass unsere Städte auf Autos ausgerichtet sind. Das Ganze beruht auf der Reichs-Straßenverkehrsordnung von 1934. Sie besagte, dass der Verkehr möglichst ungestört verlaufen soll.
Die Fakten für eine Mobilitätswende sprechen für sich: Von den fünf Sitzen in einem Auto ist meist nur einer besetzt. Die meiste Zeit des Tages steht das Auto ungenutzt auf einem Parkplatz und fährt durchschnittlich nur eine Stunde bzw. 10 km am Tag.
In der Produktion und im Betrieb verschwendet das Auto ökologische Ressourcen. Es frisst Öl, Metalle, Kunststoffe, Lithium und Gummi. Auch die Natur wird durch den Straßenbau und die Abgase geschädigt.
Auf 1000 Einwohner kommen in Deutschland 600 Autos. Jede Sekunde werden in Deutschland 7m² freie Fläche für Siedlungs- und Verkehrsfläche beansprucht. Zudem werden unsere Autos immer größer. Täglich sterben viele Menschen bei Verkehrsunfällen. Das Auto und seine unglaubliche Menge ist eine Gefahr.
E-Autos machen da kaum einen Unterschied. Sie sind grüngewaschene Werbeversprechen und versprechen recycelte Rohstoffe. E-Autos benötigen Strom, der häufig noch von Atomkraftwerken oder aus Kohle hergestellt wird. Sie werden Verkehrsunfälle nicht verhindern und benötigen ebenfalls Straßen aus Beton, die die Landschaft zerstören.
„Was da aus der Steckdose kommt, ist noch dreckiger, als was aus dem Auspuff kommt.“ sagte Ernst Piech, der Bruder von Ex-VW Vorstandschef Ferdinand Piech. Klimaschutztechnisch macht es keinen Unterschied ob wir mit Akkus oder Verbrennern rumfahren. Der Individualverkehr von 4 Milliarden Autos ist das Problem. Es gibt keinen logisch erklärbaren Grund am Auto festzuhalten. In allen Bereichen können wir uns das Auto schlichtweg nicht leisten.
Es dient oft nur als Statussymbol und zur Bequemlichkeit. Es steht vor der Tür und suggeriert ein Gefühl von Freiheit. Es hat keine Abfahrtszeiten, ist jederzeit einsatzbereit ohne Fahrkarte und ohne Anstrengung.
Nur weil wir mit dem Auto ins weiter weg gelegene Einkaufszentrum fahren konnten, musste der Lebensmittelhändler im Ort schließen. Die Wege haben sich durch das Auto verlängert.
Das Auto muss als Verkehrsmittel ersetzt werden. Fahrradfahren ist effizienter als jedes andere Fortbewegungsmittel. Im Gegensatz zum Auto ist es vier Mal leichter als sein Fahrer. In den Städten kommt man mit dem Fahrrad schneller ans Ziel als mit dem Auto. Fahrradfahren ist billiger, stärkt die Muskulatur und schadet nicht der Umwelt. Es ist die gesündeste und hygienischste Form der Mobilität.
Trotzdem erscheint es vielen Menschen schwer es als Alternative anzuerkennen. Dabei ist die Strecke bei 10% der Autofahrten kürzer als ein Kilometer. Das Fahrrad ist ein perfekt funktionierendes effizientes Hauptverkehrsmittel!
Seit 1934 hat das Auto Vorrang und prägt die Infrastruktur. Doch in einigen Städten und Regionen gibt es autofreie Zonen z.B. in New York, Paris, Kopenhagen, Mailand und Addis Abeba in Äthiopien. Auf Wangerooge, Juist, Langeoog und Helgoland dürfen überhaupt keine Autos fahren. Die langsame Abschaffung des Autos zu Gunsten einer Verkehrsmittelwende hat dort bereits angefangen.
Auch bei uns in der Region tut sich etwas. Der „Radfahrplan 2021-2030“ möchte dem Radverkehr in der Stadt Jever mehr Raum geben. Jever soll bis 2030 zu einer Fahrradstadt umgebaut werden. Das Projekt wird von vielen Gemeinden angefragt. In Varel gibt es schon seit 10 Jahren ein Radkonzept, das umgesetzt wird. Die Bereitschaft etwas zu verändern ist also da und die damit verbundenen Chancen werden erkannt.
Deutschlandweit gibt es eine Initiative von freien Lastenrädern. Man kann sie sich kostenlos ausleihen um z.B. Kinder oder Einkäufe zu transportieren. Die Zahl der Nutzer und Vereine wächst. Lastenräder werden z.B. bei uns von den Vereinen „Ostfriesenfiets“, „Auriculum“, „Rädchen für alle“ und „Dein Deichrad“ verliehen.
Wir sind also mittendrin in einem Transformationsprozess, der für viele noch undenkbar erscheint. Es reicht nicht, wenn nur einer auf das Auto verzichtet. Die Klimakatastrophe ist ein Problem, dass von Menschen gemacht wurde. Staat und Konzernen möchten die Verantwortung an uns abgeben. Dies ist ein Wesenszug des Neoliberalismusses und führt zu einer Depolitisierung. Darauf dürfen wir uns nicht einlassen. Wir müssen nach einer verbindlichen gesetzlichen Regelung verlangen. Wir müssen unsere Visionen verbreiten damit auf ihnen Rahmenbedingungen wachsen.
Das Auto ist eine Last, für Mensch und Umwelt. Schaffen wir es gemeinsam ab, es ist ein Gewinn, kein Verzicht! Versprochen!
Kontakt
Falls Sie sich ein Lastenfahrrad ausleihen möchten finden Sie alle Kontaktdaten im Küstenwandel Profil von Dein Deichrad e.V.