Ländliche Mobilität - auf der Suche nach klimaverträglichen Lösungen
Um die Klimaziele zu erreichen, hat die Entwicklung nachhaltiger Mobilitäts-Systeme große Dringlichkeit. Hier stehen Behörden, Dienstleister und Privatpersonen vor unterschiedlichen Herausforderungen.
Die Rolle des öffentlichen Nahverkehrs wurde in den letzten Jahrzehnten deutschlandweit vernachlässigt. Das betrifft besonders den ländlichen Raum, wo ohne Individualverkehr (eigener PKW) die Bedürfnisse des täglichen Lebens nur schwierig zu bewältigen sind.
Wie steht es um die Mobilität im ländlichen Raum? Ist es nach wie vor schwierig, Busse und Bahn auf dem Weg zur Arbeit oder spontan zu nutzen?
Hierzu Auszüge aus einem Gespräch mit Marisa Tammen (Klimaschutzbeauftragte LK Friesland), Steffi Pflug (ÖPNV Koordination LK Friesland) und Thorsten Hinrichs (Fachbereichsleiter Straßenverkehr LK Friesland).
Eine geringe Taktung öffentlicher Verkehrsmittel und eingeschränkte Gebietsabdeckung machen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oft schwierig. Wie ist die Situation bei uns?
Bis 2017 konzentrierte sich der ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) primär auf die Beförderung von Schüler*innen. Auf der Grundlage gesetzlicher Neuregelungen, gibt es seit 2019 einen neuen Nahverkehrsplan. Seitdem arbeitet der Landkreis Friesland, gemeinsam mit allen Beteiligten, an der Umsetzung des Plans. Dieser beinhaltet den Ausbau von Buslinien und Verbindungen sowie die Optimierung der Umsteigezeiten. Im Landkreis Friesland werden derzeit 25 Haltestellen grunderneuert oder neu gebaut, das bedeutet u.a. barrierefreie Haltestellen oder digitale Hinweise zu Anbindungsmöglichkeiten. Mit Anschlussmöglichkeiten zur Bahn werden die Hauptlinien von Stadt zu Stadt mittlerweile im Stundentakt abgedeckt.
Weitere Informationen hierzu: www.friesland.de/oepnv
Wie ist die Abdeckung im sehr ländlichen Bereich?
Hier reicht die aktuelle Taktung der Busse nicht aus und ist ausbaufähig. Eine Ergänzung zum Fahrplan bietet der Ruf-mich-Bus, der Linie 121 Wilhelmshaven–Sengwarden–Hooksiel–Schillig, der per Telefon angefordert werden kann.
Weitere Informationen hierzu: www.dbregiobus-nord.de/angebot/rufbusse
Wären Carsharing und Mietautos eine sinnvolle Ergänzung?
Car-Sharing oder Mietauto-Konzepte sind eine Alternative zum ÖPNV und haben sich in größeren Städten längst etabliert. Der Mobilitätsausschuss des Landkreises Friesland hat kürzlich ein Konzept für geplante Mobilitätsstationen vorgestellt. Diese Stationen könnten verschiedene Verkehrsangebote verknüpfen. Neben der Nutzung von Bussen gäbe es Sharing-Angebote für Auto- Fahrrad und Lastenrad sowie Schließfächer, Ladesäulen, digitale Infostellen und überdachte Wartemöglichkeiten. In jeder Kommune könnte es mindestens eine Mobilitätsstation geben.
Die Nutzung des Fahrrads spielt eine wichtige Rolle für eine klimaverträgliche Mobilität. Wird der Radverkehr in der Planung berücksichtigt?
In Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren (Vereine, Privatpersonen, weitere Institutionen) hat der Landkreis Friesland das in 2023 beschlossene „Fahrradkonzept“ erarbeitet. Ziel dieses Vorhabens ist ein gut ausgebautes und sicheres Radverkehrsnetz mit Anbindung an Bus und Bahn. An der Umsetzung einer ganzen Reihe von Maßnahmen wird derzeit gearbeitet.
Ausführliche Informationen hierzu: www.friesland.de/fahrradkonzept
Danke für das nette Gespräch!
…und dort, wo Busse und Bahnen nicht fahren, gibt es mittlerweile einige alternative Mobilitäts-Konzepte durch gesellschaftliches Engagement. Privat organisierte, nachbarschaftliche Fahrgemeinschaften oder Mitfahrerbank-Initiativen leisten einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Mobilitätsproblematik.