Möwe spiegelt sich im Wattenmeer, Titelbild des Projekts Küstenwandel
Familie auf Wattwanderung spiegelt sich im Watt, Bild auf dem Kopf stehend

Free shoppen in Friesland

Wer die unscheinbare Holzhütte beim Regionalen Umweltzentrum in Schortens sieht, denkt vielleicht zuerst an ein Gartenhäuschen oder ein Kinderspielhaus. Doch über dem Häuschen steht ein Schild: FRI-SHOP. FRI ist das Autokennzeichen von Friesland und steht hier auch für das englische Wort „free“ (frei, kostenlos, gratis). Free shoppen in Friesland ist hier also das Motto. Bis auf das Inventar kann alles, was der Shop enthält, kostenfrei mitgenommen werden. Eine Kasse oder Personal gibt es daher nicht. Die Hütte ist während der Öffnungszeiten des Regionalen Umweltzentrums geöffnet und jeder darf sie betreten. Die Dinge im FRI-Shop stammen von Leuten aus der Umgebung, die ausgemistet haben. Von Kleidung, Spielzeug, Bücher, Geschirr und Deko bis zu kleinen Elektrogeräten kann man viele Haushaltswaren im FRI-Shop finden. Wer große Elektrogeräte oder Möbel verschenken möchte, darf dafür eine Pinnwand im Shop nutzen.

Die Idee zum FRI-Shop entstand bereits 2019 bei einem Repair Café. Eine Initiative veranstaltet seit 2015 regelmäßig das Repair Café in Schortens, wo Menschen ihre kaputten Geräte reparieren lassen können. Viele Menschen konnten aber nicht bis zum nächsten Repair Café warten und hatten sich bereits etwas Neues gekauft, für die reparierten Geräte nun aber keine Verwendung mehr.
Aus diesem Grund wurde 2019 zunächst ein öffentlicher Verschenke-Flohmarkt für ungenutzte Gegenstände in der IGS Schortens organisiert. Dieser kam sehr gut an, doch war es natürlich nur ein Einzeltermin und der Beginn der Corona-Pandemie verhinderte letztendlich eine Wiederholung.

Da kam die bereits bestehende, aber selten genutzte Trekkinghütte auf dem Gelände des Umweltzentrums wie gerufen. Die Idee, hier auf 13 Quadratmetern einen kleinen Verschenke-Laden einzurichten, war geboren. Schnell wurden ein paar Regale und Kleiderständer besorgt oder selbst gebaut und der FRI-Shop konnte im Januar 2020 eröffnen.

Die Resonanz der Menschen aus der Umgebung war direkt sehr positiv. Viele steuerten selbst gebrauchte Dinge für den Laden bei und fanden etwas schön für sich zum Mitnehmen. Der Arbeitsaufwand für das RUZ Team sowie die Repair Café Initiative hielt sich in Grenzen und nur sehr wenige Leute nutzen den FRI-Shop unsachgemäß. Einer Fortführung des Angebots stand also bis heute nichts im Wege.

Damit die Menschen nur funktionierende, saubere und gepflegte Waren vorfinden, sollen die Sachen nicht selbst einsortiert werden. Die Mitarbeiter des Umweltzentrums nehmen die brauchbaren Waren an, bestücken den Laden regelmäßig nach und sortieren die wenigen Ladenhüter aus, die dann fachgerecht entsorgt werden.

Manche Dinge, wie z.B. sehr alte Computer können nicht angenommen werden, auch wenn sie noch funktionieren. Denn diese finden einfach keine neuen Besitzer, da sie technisch nicht mehr auf dem Stand der Zeit sind.

Am häufigsten möchten die Leute ihr altes Geschirr, Bücher und Deko verschenken. Im Laufe der Jahre landeten auch kuriose Gegenstände im FRI-Shop. Eine Backform in Form eines muskulösen Männeroberkörpers, Plüschhandschellen und eine Porzellanpuppensammlung gehörten dazu. Ebenso ein ungenutzter 1,5 Meter großer Kuscheleisbär und historische Soldatenhefte, wobei letztere den Historikern des Schlossmuseums in Jever übermittelt wurden.

Der Sinn und Zweck des FRI-Shops ist es, die Nutzungsdauer von Gegenständen zu verlängern. Bevor man gut erhaltene und noch funktionierende Dinge wegwirft, kann sie vielleicht noch jemand anderes nutzen. Hierfür möchte der FRI-Shop eine Art Marktplatz sein. Eine längere Nutzung spart Ressourcen, vermindert die umwelt- und klimaschädliche Produktion von Neuem und reduziert Müllmengen sowie den Aufwand für deren Entsorgung. Die Zielgruppen sind daher alle Menschen und nicht nur bedürftige Personen.

Auffallend ist, dass hauptsächlich ältere Menschen ihre gebrauchten Dinge weitergeben möchten. Das könnte daran liegen, dass sie mit einer anderen Konsumeinstellung aufgewachsen sind. Früher hatten die Menschen weniger Geld als heute. Eine Anschaffung musste wohl überlegt sein und sollte viele Jahre genutzt werden. In gebrauchten oder geschenkten Sachen lag daher ein großes Potenzial.
Heutzutage verdienen die Menschen mehr und sie können sich viele neue Dinge leisten, die zudem aufgrund globaler Lieferketten und fehlender Umweltvorschriften immer billiger zu haben sind. Gebrauchte Dinge dagegen werden leider als weniger wertvoll eingestuft und haben leider oftmals noch ein Schmuddel-Image.

In Belgien gibt es eine ganze Geschäftskette, die ausschließlich gebrauchte Waren für wenig Geld anbietet. In den Läden von „De Kringwinkel“ kann jeder einkaufen und seine gebrauchten Sachen abgeben. Möbel werden sogar kostenlos abgeholt, wenn sie noch gut erhalten sind. Die Geschäfte werden staatlich gefördert und stellen bevorzugt Menschen ein, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben. Sicher wäre ein solches Konzept auch in Deutschland umsetzbar, wenn sich dafür genügend mitwirkende Organisationen und Unterstützer fänden.

 

Kontakt

Im Küstenwandel-Profil vom FRI-Shop findet ihr alle wichtigen Daten, wie Adresse, Telefonnummer oder Öffnungszeiten.

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